Archiv der Kategorie: Andachten und Impulse

Andachten, Gottesdienste, evangelische Rundfunk- und Fernsehbeiträge im Internet

Auch wenn seit dem 4. Mai dieses Jahres das gemeinsame Feiern von Gottesdiensten in unseren Kirchenräumen wieder möglich ist, möchten wir Ihnen gerne weiterhin Webseiten empfehlen, über die Sie Gottesdienstübertragungen, Rundfunk- oder Fernsehandachten, sowie Radio und Fernsehbeiträge anhören oder ansehen können.

Andachten und Gottesdienste in ZDF, Deutschlandfunk und im Rundfunk

https://www.zdf.de/gesellschaft/gottesdienste

www.deutschlandfunk.de/kirchensendungen.915.de.html

http://www.br.de/religion

www.sonntagsblatt.de/artikel/medien/aktuelle-radio-und-tv-tipps

Zusammenstellung über Andachten und Gottesdienste von Kirchengemeinden

https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirche/gottesdienste-online-corona-kirche

https://corona.bayern-evangelisch.de

https://www.sonntagsblatt.de/act

https://www.ekd.de/kirche-von-zu-hause-53952.htm

Tipps und Hinweise auf spirituelle Angebote im Web 2.0 bei

Facebook: @evangelischlutherischekircheinbayern,

Instagram: @bayernevangelisch@evangelisch,

Twitter: @elkb,

YouTube: @bayernevangelisch.

Soundcloud: @bayerische-landeskirche.

 Material für Kindergottesdienste online:

Bibel-Gute-Nacht-Geschichten als Audio alle montags, mittwochs und samstags zu finden aufhttps://soundcloud.com/user-269064909 und auf der Homepage www.kirche-mit-kindern (hier auch weitere Angebote).

Abendandacht auf Instagram, donnerstags um 18.00 Uhr @kindergottesdienst.westfalen

Kindergottesdienst als YouTube-Video oder im Livestream (zu finden auf com/bayernevangelisch in der Playlist „Gottesdienste im Livestream oder als Video“.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben (Lektorin Sabine Rohlederer)

Eine Rebe kann aus sich selber nichts bewirken. Sie braucht den Weinstock, um ihre Nährstoffe aus dem Boden zu beziehen.

Wenn Jesus sich selber als Weinstock bezeichnet und uns als seine Reben, dann bietet er uns an, unsere Kraftquelle, unsre Lebensquelle zu sein, aus der wir unsere Energie beziehen können. Das funktioniert aber nur, wenn wir an ihm hängen bleiben.

Sich an Jesus binden bedeutet: Gemeinsam sind wir stärker. Getrennt von mir, bleibt euer Leben nutzlos, sagt uns Jesus. In ihm bleiben, hat nicht nur einen Sinn für uns selber, sondern bringt Früchte. Die Kraft, die Ene rgie, die Liebe, die wir von Jesus beziehen, dürfen und sollen wir weiterschenken.

Weinstock und Reben gehören zusammen. Wie die Rebe ohne Weinstock keine Früchte tragen kann, so können auch wir ohne die Liebe und Kraft Gottes keine Liebe oder Kraft weitergeben. Wie der Weinstock ohne Rebe keine Früchte tragen kann, so wird nur durch uns Menschen die Welt verändert werden.

Wo wir von unserem Glauben sprechen und unsere Talente einsetzen, da werden auch Früchte sichtbar.

Ihre Lektorin Sabine Rohlederer

Der gute Hirte (Thilo Auers)

Manchmal wünsche ich mir das: einen, der für mich sorgt, der mir den rechten Weg zeigt und mich unbeschadet durch Gefahren führt, einen, der meinen Durst nach Leben stillt und nach mir sucht, wenn ich verloren gehe.                               Zitat aus www.kirchenjahr-evangelisch.de

In der Wüste Sinai sind wir einer Hirtin begegnet. Mit einer Gruppe wanderte ich tagelang durch Sand und Stein. Wir schliefen in Zelten oder unter freiem Himmel. Am vorletzten Tag hörten wir schon von weitem Flötentöne. Dann kam eine junge Hirtin über den Berg, gefolgt von ihren Schafen und Ziegen. Für mich lag ein Zauber in der Luft ….

Die Hirtin kennt die Wüste genau, weiß wo Kraut und Sträucher wachsen und Wasser sich sammelt, auch wenn der Regen ausbleibt. Sie kümmert sich um die, die ihr anvertraut sind. Jedes Schaf, jede Ziege zählt.

Das Bild vom guten Hirten steht in der Bibel für Gott. „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln …“ Der Psalm ist für viele zu einem Herzensgebet geworden. Drittklässler malen Bilder, Konfirmand*innen lernen die Worte, wir beten ihn an Krankenbetten und auf dem Friedhof. Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte.“ Er gibt das Verlorene nicht auf und lässt sein Leben für die, die ihm anvertraut sind. Die biblischen Texte warnen aber auch vor schlechten Hirten, die nur an sich denken, bei Gefahr weglaufen und das Schwache nicht stärken.

Die Corona-Zeit ist für mich auch Wüsten-Zeit. Wir müssen mit weniger auskommen. Das Leben reduziert sich. Wir können gerade keine Konfirmation feiern. Die Ressourcen werden knapper. Der Regen bleibt aus. Für manche geht das an die Existenzgrenze.

Ich glaube, dass Gott trotzdem da ist. Gottes Hirten-Geist ist für mich spürbar, wo wir aufeinander achten und einander unterstützen. Viele entwickeln gerade viel Fantasie, damit andere etwas erleben, das Leib und Seele gut tut. Gott sei Dank!

Pfarrer Thilo Auers

Psalm 23 in leichter Sprache

Gott ist immer bei mir.
Darum geht es mir gut.
Ich habe alles, was ich brauche.

2 Gott sorgt für mich.
Ich esse und trinke und werde satt.
Ich finde Ruhe.
Das tut mir gut.
3 Mein Atem wird kräftig.
Ich lebe.

Gott zeigt mir den richtigen Weg.
Gott macht mir Mut.
Gott macht mich stark.
Er hat es versprochen.
Davon will ich erzählen.

4 Manchmal habe ich Angst.
Manchmal bin ich krank.
Manchmal habe ich Schmerzen.

Auch dann weiß ich:
Gott ist da.
Gott hilft mir.
Gott beschützt mich.

5Gott deckt einen Tisch für mich.
Von Allem ist genug da.
Ich darf essen und trinken.
Meine Feinde beneiden mich.
Gott gibt mir schöne Kleider
und duftendes Parfüm.
Von allem ist genug da.

6 Gott gibt mir nur Gutes und Liebes.
Ich fühle mich wohl
und bin fröhlich,
mein Leben lang.

Ich wohne mit Gott
in seinem Haus.
Ich bin bei Gott,
jeden Tag.

Psalm 23 Luther-Übersetzung

Der HERR ist                                                                   mein Hirte.                                                                     Mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich                                                                auf einer grünen Aue.                                                 Und führet mich                                                             zum frischen Wasser.                                                     Er erquicket                                                                   meine Seele.

Er führet mich                                                                   auf rechter Straße                                                          um                                                                                     seines Namens                                                            Willen.

Und ob ich schon                                                     wanderte                                                                             im finsteren Tal

fürchte ich kein Unglück.                                   Denn Du bist bei mir.                                               Dein Stecken und Stab                                          trösten mich.

Du bereitest                                                                 vor mir                                                                              einen Tisch                                                                         im Angesicht meiner Feinde.                                     Du salbest                                                                           mein Haupt mit Öl                                                       und schenkst mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit                                   werden                                                                                 mir folgen                                                                         mein Leben lang.

Und ich werde bleiben                                                 im Hause des HERRN

immerdar.

 

Wie neu geboren (Andrea Melzl)

Dieser Sonntag ist der Sonntag Quasimodogeniti – „wie neu geboren“, eine Woche nach Ostern. Er wird auch der Weiße Sonntag genannt und erinnert an die weißen Taufkleider der Alten Kirche. Jetzt, eine Woche später, wurden sie ausgezogen von der Taufe in der Osternacht.

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ (Wochenspruch aus 1. Petrus 1,3)

Dieser Christushymnus wurde wahrscheinlich bei der Taufe aufgesagt. Der erste Petrusbrief ist in einer Zeit der Verfolgung entstanden. Sich taufen zu lassen war daher eine schwere Entscheidung. Die Christen zur Zeit des ersten Petrusbriefes und wir heute wissen: Weil ich mit der Taufe ein Kind Gottes werde, kann ich mich selber loslassen, kann ich mich Gott im Glauben überlassen. Das trägt mich durch alles, was das Leben schwer macht, durch alle Ängste und Albträume.

Hineingetauft in die Auferstehung Christi. Diese Hoffnung ist überwältigend. Sie ist größer als jede Hoffnungslosigkeit.

Der Petrusbrief redet von lebendiger Hoffnung. Wo lässt sich Hoffnung als Grundgefühl des Lebens finden? Hoffnung als Kraft zum Handeln – und Aushalten. Glaube und Hoffnung, das gehört für mich zusammen. Ohne Glauben hängt alles von mir ab. Hängt alles vom Menschen selber ab. Er kann sich auf keinen Gott verlassen. Kann nicht beten, nicht bitten, nicht klagen, kann nicht mit Gott hadern, nicht danken, nicht loben. Wir Christen können das. Gott sei ewiglich Dank. Amen.

Bleiben Sie behütet!

Pfarrerin Andrea Melzl

Ostern – Licht – Leben

Christus, Licht der Welt.
Gott sei ewig Dank.

Ostern. Auch wenn wir es heuer anders feiern, gilt die Botschaft: Leid und Tod haben nicht das letzte Wort. Das Leben siegt. Wir halten fest an der Hoffnung auf die Auferstehung.

Bei Sonnenaufgang kommen drei Frauen an das Grab, voller Trauer, ohne Hoffnung. Doch der Stein ist weggewälzt, das Grab leer.

Sie hören die Botschaft: Jesus lebt! Er ist auferstanden!

Erst können sie das nicht glauben, doch dann tragen sie die frohe Botschaft weiter, auch zu uns: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Wir wünschen Ihnen gesegnete Ostern!

Ihr Pfarrteam Cornelia Auers, Thilo Auers und Andrea Melzl

Da sein: erdverbunden und himmlisch, demütig und aufrecht. (Thilo Auers)

Fritz Griebel,
Aquarell 59 x 45 cm, 1952
Studie einer Kreuzigungsszene in der Chiesa Santa Maria Inviolata in Riva del Garda

Fritz Griebel konzentriert sich in seinem Aquarell auf das, was Menschen in der Tiefe erleben und erfahren können.

Die Brauntöne zeigen mir, wie sehr wir mit der Erde verbunden sind. Adam, das Erdwesen, das aus der Adama, der Erde, hervorgeht. Der Mensch trägt die Leiden und Schmerzen, aber auch die Kraft und die Energie der Erde in sich.

Es ist, als ob Christus am Kreuz und Maria Magdalena, die zu seinen Füßen kniet, ihr Kreuz auf sich nehmen. Sie nehmen das an, was sie in ihrem Leben gezeichnet hat.

Marias Haltung und ihr Blick wirken demütig. Jesu Haltung ist aufrecht. Sein Blick entweicht … und macht deutlich, dass uns der Sinn und die Zusammenhänge manchmal entzogen sind und wir nicht alles verstehen.

Zugleich wirken Jesus und Maria auf mich kraftvoll und stark. Das Blau der Tücher deutet auf die Verbundenheit mit dem Himmel. Oben, wo manches für uns undeutlich wird, ist der Hintergrund mit mehr blau gezeichnet. Manchmal sind wir gerade in den Momenten, in denen sich uns etwas zu entzieht, dem Himmel näher.

Das Kreuz Jesu verbindet sich mit dem Kreuz der Maria und das Kreuz der Maria verbindet sich mit dem Kreuz Jesu. Wir sind nicht allein – auch mit den Kreuzeserfahrungen heute. Gott ist da. Auch wir können da sein und leben.

Pfarrer Thilo Auers, Karfreitag 2020

Mit Liebe verschwenderisch umgehen. (Kathrin Vogel)

Maria aus Bethanien hat Jesus kurz vor seiner Gefangennahme mit einem sehr teuren Öl gesalbt. Empörend fanden das manche und verschwenderisch. Jesus hat Maria in Schutz genommen: Sie pflegt, sie umsorgt, sie beschenkt. Sie sagt mit ihrem Tun: ich lass‘ dich nicht allein, ich geh‘ mit dir dadurch, ich vertrau‘ auf dich.

Was würde Maria uns heute sagen, wenn sie wiederkommen würde? „Ihr müsst schon aufpassen, was ihr verschwendet! Nicht eure Lebensgrundlage, sondern eure Liebe sollt ihr verschwenden!“

Die Corona-Krise und die Veränderungen unseres Alltags haben uns aufgeweckt, sensibler werden lassen. Wir können heute verschwenderischer umgehen mit

– unserer Zeit: Wir unterhalten uns am Telefon, über whats-app, über Skype. Wir müssen uns nicht mehr beeilen, können auch mal ausruhen zwischen den noch verbliebenen Terminen.
– unserer Aufmerksamkeit: Was beschäftigt mein Gegenüber wirklich? Oft ist eine Klage, eine Unzufriedenheit im nach hinein gesehen nicht mehr so erdrückend wie zuvor. Wie befreiend kann es sein, eine Last abgeben zu dürfen an einen aufmerksamen Zuhörer.
– unserer Zuversicht, die sich z.B. spiegelt im blauen Himmel oder in den Frühlingspflanzen, die jetzt in den Gärten oder im Wiesengrund des Dosenbachs in Heroldsberg farbenfroh blühen.

So wird der verschwenderische Umgang mit unserer Zeit, unserer Aufmerksamkeit und unserer Zuversicht zu einem Geschenk der Liebe. Das nimmt der Ungewissheit und den Sorgen ihre beängstigende Macht und schenkt uns neue Kraft.

Prädikantin Kathrin Vogel

Auf Christus schauen und ins Leben gehen. (Bernhard Wolf, Thilo Auers)

Christusteppich von Fritz Griebel (1957)                       Foto: Albin Oberhofer

Auf den ersten Blick wirkt der Christus-Teppich von Fritz Griebel fast steif. Die Grundstruktur ist symmetrisch – in der Mitte das zentrale Bild umrahmt von kräftigem Rot – an den Seiten die Flügelbilder, die etwas in den Hintergrund treten und zugleich mit ihrer Symbolik die Aussage im Zentrum stützen. Je länger wir den Teppich betrachten, desto lebendiger wird er: neben den vielfältigen Kreuzen fallen die vielen Tiere auf: ein Pfau, 12 Tauben, ein Lamm, ein Fisch und dann viele kleine Sterne und Lebenskreuze.

Die linke Seite: Hier stehen Kreuz und Auferstehung, Anfang und Ende eng zusammen. Das Jerusalem-Kreuz weist auf die Kreuzigung und die Wunden Jesu. Der Pfau steht für die Auferstehung und das ewige Leben. Pfauen werfen im Herbst ihre Schwanzfedern ab. Im Frühjahr erneuert sich ihr Federkleid. Alpha und Omega sind umschlossen von Kreuz und Auferstehung. Gerade erleben wir wie das Kreuz der Corona-Krise sich in der ganzen Welt ausbreitet und viele Menschleben fordert. Aus der Sicht des Glaubens ist das nicht endgültig. Gott wird einen neuen Himmel schaffen und eine neue Erde, in der es kein Leid, kein Geschrei und keinen Schmerz gibt.

In der Mitte sind zwölf Tauben auf das Christuszeichen hin geordnet. Hier nimmt Griebel ein Motiv aus einem Mosaik in Albenga (5. Jahrhundert) auf. Für uns sind die Tauben mehr als nur Stellvertreter der zwölf Apostel. Es kommt die Natur ins Bild. Gemeinsam mit den Sternen ordnet sich der ganze Kosmos. Eine starke Botschaft in unserer einerseits wissenschaftlich so fortgeschrittenen Zeit, in der uns immer mehr bewusst wird, wie sehr wir uns an der Natur vergehen.

Die rechte Seite: Kreuz und Lamm weisen auf das aufopferungsvolle Wirken Jesu. Als Folge sieht Griebel ein wertvolles mit Edelsteinen bestücktes Kreuz, das verbunden ist mit fünf Broten und einem Fisch. Das erinnert an die Speisung der 5000, der Geschichte des wundervollen Teilens, bei der alle satt werden. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen in dieser Krisenzeit ihre Hilfe anbieten. Sie achten darauf, ob die Nachbarin was brauchen kann. Sie verbreiten Wissen, Humor und Freude. Sie stellen eine Kerze ins Fenster und beten für Altenpfleger, Krankenschwestern und Ärztinnen, Verkäufer und Lieferanten und alle, die unsere Versorgung am Laufen halten. Sie spielen die Ode an die Freude von den Balkonen und entwickeln fantasievolle Ideen, die trösten und Hoffnung wecken.

Die Strenge, die der Christusteppich von Fritz Griebel zunächst ausstrahlt, bekommt mehr und mehr ein liebevolles Gegengewicht, je länger man ihn betrachtet. Suchen wir selbst für unser Leben und Zusammenleben eine neue Ausrichtung auf den liebenden Christus und unsere Mitmenschen.

Impulse von Gemeindereferent Bernhard Wolf und Pfarrer Thilo Auers

Entwurf von Fritz Griebel, 1957, 170 x 425 cmEntwurf von Fritz Griebel, 1957, 170 x 425 cm

Fritz Griebel (1899-1976) hat den Christusteppich 1957 für das FrauenWerk Stein entworfen. Der Anlass war das 25jährige Bestehen des Bayerischen Mütterdienstes. Die Tapisserie wurde in der Nürnberger Gobelin-Manufaktur gewirkt. Der Christusteppich ist wie ein mittelalterliches Triptychon komponiert und verwendet frühchristliche Symboldarstellungen. Er zeigt klare Formen, die zuweilen symbolisch oder abstrakt ausgeführt sind. Fritz Griebel schuf über 30 Entwürfe für Gobelins. Bis Anfang September 2020 ist der Christusteppich in St. Margaretha aufgestellt und ab dem Tag des offenen Denkmals, 13.9.2020, in St. Matthäus. Unsere Kirchengemeinden danken dem FrauenWerk Stein für die Leihgabe und den Kulturfreunden Heroldsberg für die Koordination und die finanzielle Ermöglichung der Ausstellung.

Ein – Sichten. (Cornelia Auers)

Unsere Kirche ist weiter offen, auch in Zeiten von Corona. Vielleicht tut es Ihnen gut, sich in eine Bank zu setzen, ein Gebet zu sprechen, zur Ruhe zu kommen und die Textilinstallation auf sich wirken zu lassen.

Da hängen mehrere durchscheinende Stoffbahnen von dem Bogen herab, verhüllen den Blick in die Apsis und geben gerade dadurch neue Ein-Sichten. Je nach Tageszeit und Lichteinfall ergibt sich eine andere Stimmung. Vom Kirchenschiff aus erscheint der Vorhang weiß und violett, mal deckender, mal durchscheinender.

Betritt man die Kirche, so wird der Blick auf die Mitte gezogen, auf das Riemenschneiderkreuz. Doch je nach Ort in der Kirche bzw. Sitzplatz in der Kirchenbank verändert sich der Blick nach vorne. Da wird mal ein Teil des Gewölbes betont, mal leuchten die Altarkerzen durch den Vorhang, mal erscheint ein Detail aus den Altarbildern, wie das Volk Gottes bei den Zelten, das in der Wüste unterwegs ist.

Auch der Aus-Blick von der Apsis ins Kirchenschiff ändert sich. Die Stoffe erscheinen eher grünlich und nehmen die
Farbe der Kirchenbänke auf. Ich entdecke in dem offenen Durchbruch den Ausschnitt eines Fensters, der Decke, der Orgel, der Emporen.

Mal klar – mal durchscheinend hell, dann wieder verborgen- so kenne ich es auch von meinem Glauben. Da leuchten immer wieder andere Aspekte auf.

Es gibt Momente, da scheint für mich das Licht des Glaubens ganz hell. Bei einem Fest wie an Weihnachten oder wenn der 7 Monate alten Junge beim Taufgespräch strahlend und voller Vertrauen die Welt entdeckt.

Wenn ich um den Tod eines lieben Freundes trauere, stehe ich nah am Kreuz. Mal gefangen in Trauer und Verlust. Mal kann ich erahnen, dass ich in der Trauer nicht allein bin. Auch Gott hat gelitten und getrauert, und irgendwo ist er auch jetzt da.

Und dann sehe ich mich wieder bei den Zelten, so wie damals das Volk in der Wüste unterwegs war, sind auch wir auf dem Weg. In aller Unsicherheit, in allem Wagnis spüre ich die Zusage: Gott ist mit dabei. Das gilt auch in Zeiten von Corona. Er gibt uns, was wir zum Leben brauchen und begleitet mich und dich.

Pfarrerin Cornelia Auers

Der verschleierte Gott. Der verschleierte Blick. (Thilo Auers)

Foto:Foto: Uwe Niklas Uwe Niklas

Im Gebet-Buch unserer Kirche steht: „Wir stehen wirklich vor einem verschleierten Gott. Kyrie eleison.“ (20.3.2020) Darunter steht: „… nicht Gott ist verschleiert, sondern unser Blick. Vielleicht werden wir nach der Pandemie klarer sehen. – Die Hoffnung bleibt.“ (21.3.2020)

Ich kann beide Gedanken gut verstehen.

Bei dem, was wir gerade erleben, kann die Frage aufbrechen: Verbirgt sich Gott? Oder: Mein Gott, mein Gott, warum? Ich sorge mich, wenn ich Menschen kenne, die infiziert sind. Ich bin bestürzt über die Zustände in Italien. Ich trauere um die vielen Toten. Wo ist Gott? Gott ist nicht der Verursacher der Pandemie. Er steht auf der Seite der Leidenden. Kyrie eleison.

Und zugleich: Eine Krise hat immer auch eine Chance. Unser Blick verändert sich jetzt schon. Ich bin berührt, wie viele Ideen Menschen entwickeln, um einander beizustehen. Der Ton im Internet verändert sich. Nachbarn helfen gerne. Die Hoffnung bleibt.

Pfarrer Thilo Auers