Da sein: erdverbunden und himmlisch, demütig und aufrecht. (Thilo Auers)

Fritz Griebel,
Aquarell 59 x 45 cm, 1952
Studie einer Kreuzigungsszene in der Chiesa Santa Maria Inviolata in Riva del Garda

Fritz Griebel konzentriert sich in seinem Aquarell auf das, was Menschen in der Tiefe erleben und erfahren können.

Die Brauntöne zeigen mir, wie sehr wir mit der Erde verbunden sind. Adam, das Erdwesen, das aus der Adama, der Erde, hervorgeht. Der Mensch trägt die Leiden und Schmerzen, aber auch die Kraft und die Energie der Erde in sich.

Es ist, als ob Christus am Kreuz und Maria Magdalena, die zu seinen Füßen kniet, ihr Kreuz auf sich nehmen. Sie nehmen das an, was sie in ihrem Leben gezeichnet hat.

Marias Haltung und ihr Blick wirken demütig. Jesu Haltung ist aufrecht. Sein Blick entweicht … und macht deutlich, dass uns der Sinn und die Zusammenhänge manchmal entzogen sind und wir nicht alles verstehen.

Zugleich wirken Jesus und Maria auf mich kraftvoll und stark. Das Blau der Tücher deutet auf die Verbundenheit mit dem Himmel. Oben, wo manches für uns undeutlich wird, ist der Hintergrund mit mehr blau gezeichnet. Manchmal sind wir gerade in den Momenten, in denen sich uns etwas zu entzieht, dem Himmel näher.

Das Kreuz Jesu verbindet sich mit dem Kreuz der Maria und das Kreuz der Maria verbindet sich mit dem Kreuz Jesu. Wir sind nicht allein – auch mit den Kreuzeserfahrungen heute. Gott ist da. Auch wir können da sein und leben.

Pfarrer Thilo Auers, Karfreitag 2020