Freundeskreis Saransk

25 JAHRE GEMEINDEPARTNERSCHAFT

Heroldsberg – Saranskoje / Laukischken
Ein Beispiel aus persönlichem Erleben
Hier können Sie den Bericht von Pfarrer Klaus Plorin lesen.

Informationen zur Partnergemeinde Saransk-Nachimowo

Partnergemeinde Saransk

Brücke über zwei Grenzen – Seit wann gibt es die Partnerschaft?

Seit 1995 unterhält die ev.-luth. Kirchengemeinde Heroldsberg eine Partnerschaft mit der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Saransk-Nachimowo im russischen Gebiet um Kaliningrad (Königsberg), 1.100 km von Heroldsberg entfernt.

Zur Nachkriegsentwicklung der Gegend um Kaliningrad / Königsberg
Die bis 1945 nordöstlichste deutsche Provinz Ostpreußen wurde nach dem 2. Weltkrieg aufgeteilt. Der nördliche Teil fiel an die Sowjetunion. Nach der Vertreibung der Deutschen blieb diese Region über 40 Jahre lang Sperrgebiet, erst seit 1991 ist es zu bereisen.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1992 zogen aus verschiedenen Gebieten des früheren Sowjetreiches auch einige tausend Menschen russlanddeutscher Abstammung in das Kaliningrader Gebiet (Russische Föderation). Ihr Neubeginn, meist auf dem Land, leidet bis heute unter den Problemen, brauchbaren Wohnraum und angemessene Arbeit zu finden. Oft müssen sie schadhafte frühere Landarbeiterhäuser beziehen. Auf 3 ha Ackerland pro Familie und mit einer oftmals auf Kredit gekauften Kuh können sie bei – für dortige Verhältnisse – intensiver Bewirtschaftung gerade das Überleben sichern. Arbeitsplätze, meist in der Land- und Forstwirtschaft, sind knapp und werden schlecht bezahlt (ca. 2 bis 3 € pro Tag). Wenige, teure öffentliche Verkehrsmittel erzwingen weite Wege zu Fuß oder per Rad; denn nur wenige Leute auf dem Land besitzen ein Auto.
Heute hat das Kaliningrader Gebiet ca. 1 Mio. Einwohner, in der Stadt wohnen ca. 450.000 Menschen.

Näheres zu unserer Partnerschaft
Die ev.-luth. Kirchengemeinde Saransk-Nachimowo erstreckt sich über 15 Orte im Rayon Polessk (früher Kreis Labiau, südl. des kurischen Haffs – s. Karte). Sie wurde 1994 für die weit verstreut wohnenden ev. Christen rund um Saransk gegründet. Über mehrere Jahre hinweg feierte man die Gottesdienste in übergangsweise verfügbaren Räumlichkeiten, seit 2001 steht dafür ein Gemeindehaus zur Verfügung. Finanziert wurde das neue Gemeindehaus mit Geldern vom Gustav-Adolf-Werk, von Privatpersonen, von der Kirchengemeinde Heroldsberg und von der „Gemeinschaft ev. Ostpreußen e.V.“.
Für die 14tägig stattfindenden Gottesdienste und für andere Veranstaltungen bieten hier ein heller Saal, Küche, WC und Nebenräume für Kinder einen schönen und zweckmäßigen Rahmen. Kirchlich versorgt und materiell etwas unterstützt wird die Gemeinde bis heute von einem Pastor aus der Propstei Kaliningrad (60 km entfernt), der zu den Gottesdiensten und in besonderen Fällen anreist. –
1995 vereinbarte der Heroldsberger Kirchenvorstand auf Anregung des damaligen Pfarrers Plorin die Partnerschaft mit der Gemeinde Saransk. Seit 1996 fährt deshalb jedes Jahr mindestens einmal eine Gruppe für 10 Tage in die Partnergemeinde.

Wir besuchen Familien in den 15 Orten der Gemeinde, feiern zweisprachige Gottesdienste mit, organisieren Kindertage und Busausflüge. Mit gezielten Sach- und Geldspenden wird Familien in Not geholfen. Freundschaften sind entstanden, mehrere Patenschaften wurden übernommen. Zum Weihnachtsfest schicken wir jeder der jetzt etwa 70 Familien (ca. 200 Personen) einen ins Russische übersetzten Gruß und einen kleinen Geldbetrag als Zeichen unserer Liebe und unserer Verbundenheit über alle äußeren Grenzen hinweg. Unsere Partnerschaft gibt unseren Freunden dort in ihrer extremen Diasporasituation und in ihren materiellen Sorgen das wichtige Gefühl, nicht vergessen und verlassen zu sein und stärkt sie im Glauben.
Die Zukunft in dieser russischen Enklave zwischen den EU-Staaten Polen und Litauen und der Ostsee ist sehr unsicher. Die Menschen in unserer Partnergemeinde brauchen in ihrer schwierigen Lage weiterhin unsere Unterstützung.

Auch Sie können mithelfen

Durch ihr Gebet, ihre Geldspende, ihre Mitreise.
Weitere Infos im Heroldsberger Kirchenboten, beim Ehepaar Plorin (0911 – 570 05 09) oder bei Fam. Bosch (0911 – 518 11 73).

Spenden unter dem Stichwort Saransk werden herzlich erbeten.

Spendenkonto
Raiffeisenbank Heroldsberg
Kontonummer 3023400
BLZ 770 694 61
IBAN DE 80 770694610003023400
BIC GENODEF1GBF

Neues aus unserer Partnergemeinde Saransk 2019

Schnee und Kälte
Nicht nur im Alpenraum gab es in diesem Winter ein Schneechaos. Auch im russischen Kaliningrad-Gebiet machten hoher Schnee und tiefe Kälte den Menschen während der ersten anderthalb Monate des Jahres das Leben schwer. In den Landgemeinden war es für die weit entfernt von Sosnowka wohnenden Evangelischen deshalb schwierig, an den alle 14 Tage gefeierten Gottesdiensten am Montag teilzunehmen.
Pastor Michelis brauchte mehrmals die doppelte Zeit für seine weiten Fahrten aus der Stadt Tschernjachowsk (früher Insterburg) zu den drei von ihm betreuten Gemeinden und Gottesdienstorten.

Besuch von Propst Ronge
Ausgerechnet in dieser Zeit, für den 4. Februar, hatte sich der Propst (= Dekan) Igor Ronge aus Kaliningrad zu seinem ersten Gottesdienstbesuch im Haus von Vera Friesen in Sosnowka angesagt. Pastor Michelis teilte das telefonisch allen üblichen Gottesdienstbesuchern mit und bat um ihr Kommen trotz des vielen Schnees, um dem Propst einen guten Eindruck von der Gemeinde zu geben.
Dann fuhr er, wie alle 14 Tage am Montagmittag, zuerst nach Saransk. Dort holte er gegen 13.15 Uhr an der großen Kreuzung zwei Frauen ab, die um diese Zeit hier mit dem öffentlichen Bus aus ihren nördlich gelegenen Dörfern ankommen: Jekatharina Malischkina (Krasnoje) und Walentina Motjatschowa (Iljitschowo) gehören seit vielen Jahren zu den treuen Gemeindegliedern, waren beide auch schon in Heroldsberg zu Besuch. Mit ihnen fuhr er nach Sosnowka weiter. An der dortigen großen Kreuzung warteten sie auf das Auto des Propstes, der aus der Hauptstadt kam. Während die Hauptstraßen mittags schon etwas frei geräumt waren, kamen die beiden Autos auf der 2 km langen Seitenstraße bis zum Haus von Vera Friesen nur mit viel Mühe durch den noch hohen Schnee. Sie bahnten dadurch aber befahrbare Spuren für diejenigen nach ihnen, die trotz des vielen Schnees die Fahrt gewagt hatten.

Gottesdienst und Gespräche
Propst Ronge sagte bei der Begrüßung am Gottesdienstbeginn in Vera Friesens Wohnküche, dass er von der freundlichen Atmosphäre und von der erstaunlichen Besucherzahl von 18 Personen sehr angetan sei. Dann übernahm er die Liturgie. Pastor Michelis sprach die Gebete und predigte über 1. Korinther 1,4 -9 von der Treue Gottes und der dadurch möglichen Treue der Gemeinde. Beim Abendmahl teilten der Propst das Brot und Pastor Michelis den Wein aus. Beim anschließenden Essen am langen Tisch erkundigte sich Propst Ronge besonders nach der Herkunft der Besucher aus früheren Sowjetstaaten und über ihre jetzigen Wohnorte. Dann fragte er die aus Nachimowo, warum sie nicht die Gottesdienste in der schönen Kirche und Gemeindehaus im doch viel näher gelegenen Turgenjewo besuchen. Übereinstimmend antwortete man ihm, dass ihre in nun schon über 25 Jahren bestehende Freundschaft und Verbundenheit mit den übrigen Gemeindegliedern ihnen wichtiger sei als eine kürzere Anfahrt. Gerade nach den unruhigen Lebensverhältnissen vor ihrer Auswanderung aus Kasachstan bedeute ihnen die immer mehr gewachsene Vertrautheit miteinander sehr viel. Walentina Alijewa sagte, sie und ihre Familie habe diese sehr vermisst, als sie aus beruflichen Gründen ein paar Jahre in Logwino, westlich von Kaliningrad, hatten wohnen müssen. Der Propst zeigte Verständnis dafür.
Irina Komorowa, die mit ihrem Sohn Wladimir von Druschnoje durch die Kreisstadt Polessk fahren muss, bringt neuerdings von dort immer eine ältere Frau als ein neues Gemeindeglied mit. Diese war früher in Gilge / Matrosowo Kassierin der inzwischen aufgelösten Gemeinde. Sie wohnt nun in Polessk, wo es auch keine evangelische Gemeinde mehr gibt. Sie erfuhr zufällig durch Irina von den Gottesdiensten in Sosnowka und ist jetzt sehr froh, wieder eine lebendige Gemeinde gefunden zu haben.

Saranskreise im September
Unsere Reise in die Partnergemeinde soll im September stattfinden. Wer sich uns bei dieser eindrucksvollen Reise anschließen möchte, rufe uns bitte an:
0911 / 57 00 509 ! Wegen der Visa-Bestellung ist rechtzeitige Planung erforderlich.

Es grüßen Sie
Diemut und Klaus Plorin