Neues aus Saransk

Besuch in Saransk
Unsere diesjährige Reise ins russische Kaliningrad-Gebiet unternahmen meine Frau und ich in den Pfingstferien erstmals mit unseren beiden älteren Söhnen und ihren Familien. Zum touristischen Programm gehörte auch ein Tag in Heroldsbergs Partnergemeinde Saransk mit mehreren Besuchen.
Nach Abreise der beiden Familien verbrachten wir mit Freundin und Dolmetscherin Albina sowie zeitweise Pastor Michelis zwei weitere Tage in Saransk mit
Übernachtungen bei Nikodemus Redler.

Gottesdienst und Besuche
Am Montag, 1. Juni, feierten wir nachmittags in der Wohnküche von Vera Frisen mit Pastor Michelis und 14 Gemeindegliedern (einige fehlten) den Gottesdienst. Beim anschließenden Essen klärte Pastor Michelis, wer Anfang Oktober zu Besuch nach Heroldsberg kommt.
Bei unseren Besuchen erfuhren wir manches Traurige und Erfreuliche.
Für den so schwer nierenkranken Witwer Valerij Koslow in Nachimowo ist es nach dem überraschenden Tod seiner querschnittgelähmten Frau Tamara (55) ein Trost und eine große Hilfe, dass nun sein Sohn Sergei mit seiner Frau und Kindchen zu ihm ins Haus gezogen ist.

In Druschnoje begrüßte uns Irina Komorowas behinderter Sohn Wolodja wie immer fröhlich und mit herzlicher Umarmung, sah aber bleich aus. Später erfuhren wir, dass er an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist, schon eine OP hinter sich, mehrere weitere und Chemotherapie vor sich hat.
Nach gerade überstandenen Krebserkrankungen der Eheleute ist dies eine erneute große Belastung der Familie. Wir hoffen und beten für alle Drei.
Valentina Alijewa in Nachimowo, die vierfache Mutter und (bisher) siebenfache Großmutter, hat eine größere Operation gut überstanden. Diese war längst überfällig. Aber ihre Pflichten in der Großfamilie, im Garten, im Stall mit 2 Kühen und 30 Hühnern und dem Verkauf der Produkte hatten sie immer wieder von einer OP abgehalten. Nun hofft sie, im Herbst erstmals hierher kommen zu können. Als einzige der eingeladenen Gäste spricht sie noch einen alten schwäbischen Dialekt.
Sina(ida) Malazowa (81) am Rand von Saransk ist seit Jahren krank.
Aber sie empfing uns freudestrahlend: „Ich lebe noch“, bewirtete uns mit frisch gebackenen Plinies und erzählte viel, was Albina uns übersetzte.
Bei Ljuba und Anatolij Koslow im Dorf Saransk herrschte einerseits große Freude über das gerade geborene erste Kind von Sohn Jewgenij und seiner Frau. Andererseits sind sie besorgt, wie die Auswanderung ihres Sohnes Dmitri und seiner Familie mit vier Kindern von 5 bis 12 Jahren nach Deutschland gelingen wird. Auf meine Bitte sang uns Anatolij mit seiner schönen Baßstimme das Volkslied „Stenka Rasin“ vor.

Weitere Neuigkeiten
Nebenbei erfuhren wir, dass die so früh verwitweten Lena Malikowa und Maria Lakman wieder geheiratet haben. Das bisher als Diskothek missbrauchte frühere Kirchengebäude in Saransk soll, wie uns der junge Bürgermeister Gendrikson stolz berichtete, ein Heimatmuseum werden, auch die deutsche Zeit des früheren Laukischken berücksichtigen. Mit gemischten Gefühlen sahen wir, dass das frühere schöne Gemeindehaus (2000 – 2011) in Lomonossowka nach dem Verkauf durch die Propsteiverwaltung nun einer internationalen Torfverwertungsfirma gehört und zum Büro und Schlafquartier des deutschen Chefs und seiner Familie umgebaut wurde.
Durch EU-Sanktionen gegenüber Russland und dessen Gegenreaktionen sind die Lebensmittelpreise um 20 bis 30% gestiegen, was besonders die Rentner sehr belastet. Auch die 83jährige Albina muss durch Verkauf von Bernstein zu ihrer Rente etwas hinzu verdienen. Mit Spendengeld aus Heroldsberg konnten wir einigen Familien finanziell ein wenig helfen. Sie lassen den Spendern herzlich danken.
Klaus Plorin