Der besondere Gottesdienst:
Kirchenmusik am Ewigkeitssonntag, 22.11.2009 um 10.00 Uhr in St. Matthäus
Die Erschütterung über die Toten der Befreiungskriege gegen Napoleon veranlassten den König Friedrich Wilhelm III von Preußen durch eine Kabinettsorder 1816 den letzten Sonntag im Kirchenjahr als Gedenktag für die Gefallenen zu bestimmen.
Das „Totenfest“ gewann rasch den Charakter eines evangelischen Gegenstücks zur Feier des katholischen Feiertags „Allerseelen“ am 2. November. Dieser Gedenktag an alle Toten wurde schon seit dem Mittelalter begangen. Im 20. Jahrhundert wurde der Name „Ewigkeitssonntag“ bestimmt, der an die „letzten Dinge“ im Glaubensbekenntnis erinnert, bevor ein neues Kirchenjahr mit dem ersten Advent beginnt.
Im 20. Jahrhundert ist das Gedenken an die Toten durch die beiden Weltkriege mit ihren Millionen Toten zu einem besonderen öffentlichen Schwerpunkt geworden. Zugleich wurde in der modernen Gesellschaft die ganz persönliche Trauer zu einem privaten Ereignis, dem man eher aus dem Weg geht. An den eigenen Tod zu denken ist angesichts der modernen Medizin eher unmodern. In der Begräbnis- und Gedenkkultur macht sich mehr und mehr Anonymität bemerkbar.
Die Kirchenmusik am diesjährigen Ewigkeitssonntag nimmt auf die Sterblichkeit des Menschen besonders Bedacht. Es erklingt die Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ von Johann Sebastian Bach. Darin kommt durch die Texte wie durch die Musik zum Tragen, dass der Tod unausweichlich ist. So erfährt der König Hiskia: „Bestelle dein Haus, denn du musst sterben“ (Jer 38)– auch ein König ist dem Tod unterworfen. Doch vor dem Tod sind alle gleich: „Es ist der alte Bund, Mensch, du musst sterben“ (Jesus Sirach) Andererseits verheißt Jesus am Kreuz einem Kriminellen: „Heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein“.
Zwischen diesen beiden Polen klingen Lieder von Tod und Sterben an „Wann ich einmal soll scheiden“ „Ich hab mein Sach’ Gott heimgestellt“ „In dich hab ich gehoffet, Herr“ „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“. Im Laufe der Musik bricht sich immer mehr die Überzeugung Bahn, dass durch Jesus Christus dem Tode die Macht genommen ist – bis hin zu einem grandiosen Lobpreis der Dreieinigkeit mit einem großen Amen. So sehr in der Musikwissenschaft dieses „Stille Musik“ des 22-jährigen Bach als „Geniestreich“ und als ein Stück Weltliteratur angesehen wird, so wichtig ist doch das Miteinander der Botschaft von dringlichem Ernst des Totengedenkens wie andererseits von einer unbezwingbaren Hoffnung, dass die Macht Gottes über den Tod hinausreicht – eben die Botschaft des Ewigkeitssonntags.
In Zusammenarbeit mit der Kirchenmusik an der Melanchthonkirche Ziegelstein singen und spielen Flötistinnen, Gambisten, Violoncello und Kontrabass, Orgel und ein Kantatenchor aus verschiedenen Chören aus Heroldsberg, Nürnberg, Erlangen. Die Gesangssolisten (Sopran und Bass) kommen aus Nürnberg.
Franz Peschke