Friedensgottesdienst am Volkstrauertag, 16.11.2014 um 10.30 Uhr

Das Thema der diesjährigen Friedensdekade lautet: „Befreit zum Widerstehen“

Eine Gruppe von Falken in Angriffsformation und eine weiße Taube, die sich dem Angriff entgegenstellt – das ist das Jahresmotiv 2014 der Ökumenischen Friedensdekade.
Seit Anfang der 80er Jahre findet die Ökumenische Friedensdekade regelmäßig im November während der Tage vor dem Buß- und Bettag statt. Sie bietet Kirchengemeinden, Schulklassen, Jugendgruppen und Friedensinitiativen Gelegenheit, aktuelle Themen zu Gerechtigkeit, Frieden und der Bewahrung der Schöpfung zu bedenken und zur Diskussion zu stellen. Zum Trägerkreis gehören die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF).
Der Trägerkreis hat für das Motto einen zweifachen biblischen Bezug ausgewählt. Das neutestamentliche Votum „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1, 7) klingt wie ein vertrauter frommer Zuspruch. Erst im Kontext des 2. Timotheusbriefes wird die Tiefenschärfe dieses biblischen Bezugs deutlich.
Der Briefschreiber erinnert Timotheus, den Empfänger des Briefes, an dessen Großmutter und Mutter, an zwei fromme Frauen, die dem jungen Mann Vorbilder sein sollen, sein eigenes Leben in Treue zum Evangelium zu bewältigen. Bedenkt man, dass der Begriff „fromm“ in seiner mittelhochdeutschen Bedeutung „tüchtig und tapfer“, auch „rechtschaffen“ bedeutete, dann heißt die Briefbotschaft an Timotheus, er solle sein Leben so tüchtig, tapfer und rechtschaffen führen, wie es seine Großmutter und Mutter taten. Timotheus lernt, dass Widerstand und Widerstehen Kampf und Leiden bedeuten kann. „Leide mit mir für das Evangelium in der Kraft Gottes“ ( 2.Timotheus 1, 8).
Von frommen, tüchtigen, tapferen und rechtschaffenen Frauen wird auch im alttestamentlichen Bezug erzählt (2. Mose 1, 8 – 20). Diese Frauen sind Hebammen in Ägypten. Sie erhielten den Befehl, die neugeborenen Söhne der israelitischen Mütter sofort nach der Geburt zu töten, nur die Töchter leben zu lassen. Die Hebammen aber „fürchteten Gott, und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte“ (2. Mose 1, 17).
Vorbildliche, widerständige Frauen der biblischen Überlieferung! Wir kennen sogar ihre Namen: Schifra und Pua hießen die mutigen Hebammen in Ägypten, Lois die Großmutter und Eunike die Mutter des Timotheus. Diese Frauen waren befreit zum Widerstehen, weil sie Gottes Gebot befolgten, die Menschen in ihrer Würde zu achten.
Viele in den Generationen unserer Urgroßeltern, Großeltern und Eltern haben diese Widerständigkeit vermissen lassen, als im vorigen Jahrhundert die Politik zweimal zum Krieg gerufen hat.
1914 war man von der Kriegsbegeisterung zunächst mehrheitlich überwältigt und vertraute auf das „Gott mit uns“ auf den Koppelschlössern der Soldaten.
1939 war die Begeisterung für den Krieg zwar verhaltener, dafür der Glaube an die Unfehlbarkeit des Führers Adolf Hitler umso größer. Statt zu Gott wurde in den Kindergärten gebetet „Händchen falten, Köpfchen senken, immer an den Führer denken“.

Großmutter Lois und Mutter Eunike hätten da sicher sofort protestiert. Erst recht waren die meisten Menschen aus den Generationen unserer Urgroßeltern, Großeltern und Eltern unfrei zum Widerstehen gegen die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung, die doch mit ihnen in der Nachbarschaft lebte. Davon habe man nichts gewusst, höchstens einmal etwas gehört. Und wenn man etwas gesagt hätte, wäre man doch sogleich erschossen worden. So wird das Schweigen und Still- halten begründet.
Wie es uns heute gelingen kann, dort zu widerstehen, wo Widerstand nötig?
Auch unsere Kirchengemeinde nimmt die Friedensdekade auf und gestaltet unterschiedliche Gottesdienste zum Thema Frieden.

Herzliche Einladung Ihnen allen zum Friedensgottesdienst am Volkstrauertag, 16.11.2014 um 10.30 Uhr in St. Matthäus!