Neues aus Saransk

Weltwirtschaftskrise hat Folgen für Saransk
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise wirkt sich seit Dezember 2008 auch auf Russland und das Kaliningrader
Gebiet und damit auf Menschen in unserer Partnergemeinde spürbar aus.
Das noch bis zum Sommer vorhandene Wirtschaftswachstum endete im November abrupt. Vor der Krise hatten Regierung und Energieversorger niedrigere Preise angekündigt. Aber dann gab es diesmal nicht die zum Jahreswechsel sonst üblichen Preisnachlässe. Sondern alle Kosten stiegen allgemein, und die für Lebensmittel sogar stark. Einige große Firmen, wie z.B. „Telebalt“ (Fernsehapparate-Produktion), wo auch Leute aus Saransk
seit über einem Jahr eine zwar nur mäßig bezahlte aber immerhin doch endlich eine (Schicht-)Arbeit gefunden hatten, verordneten im besten Fall Kurzarbeit, kürzten Löhne und entließen Mitarbeiter, besonders die bisher mit Bussen heran geholten aus Landgemeinden. Davon sind nun auch eine ganze Anzahl Gemeindeglieder unserer Partnergemeinde betroffen.
Die in diesem Winter größere Kälte (bis–22° C) erfordert einen höheren Verbrauch von Holz und Kohlen und steigert deren Preise. Umfragen ergaben, dass etwa die Hälfte der Einwohner des Gebietes sich zur Zeit nicht mehr genügend Lebensmittel leisten kann.
In dieser allgemeinen Not waren unsere Weihnachtsbriefe eine wichtige Ermunterung und wenigstens kleine finanzielle Hilfe für unsere Partner in Saransk und in den 16 Dörfern der Umgebung. Auch diesmal überbrachten die Briefe mit einer Schmuckkarte (von einer kleinen Gruppe der Saranskfahrer schön gestaltet), der von Lilli Eberhard übersetzten und geschriebenen Andacht (Pfr. Plorin) und dem nach Familiengröße gestaffelten Geldbetrag, ein Zeichen unserer liebevollen Verbundenheit. Diakon Gayko vom Paul-Gerhardt-Stift Berlin hatte unser Paket zu Pastor Michelis gebracht. Dieser konnte die Briefe bei der Feier nach dem Weihnachtsgottesdienst am 28. Dezember im Gemeindehaus verteilen. Einigen, die nicht hatten kommen können, brachte er die Briefe persönlich ins Haus.

Den herzlichen Dank der Gemeinde für die treue Verbundenheit in Glaube und Liebe und alle Hilfe aus Heroldsberg gab Pastor Michelis am Jahresende per Telefon über Pfr. Plorin an alle Freunde und Spender weiter. Wir bitten die Heroldsberger Gemeinde auch weiterhin um Spenden für die Menschen in unserer Partnergemeinde, die gerade in
diesem Jahr jede Hilfe so dringend brauchen.
Aus dem bei unserer letzten Reise an Pastor Michelis übergebenen „Notfond“ wurde besonders das Ehepaar Tamara und Valerij Koslow etwas unterstützt. Die querschnittgelähmte Tamara im Rollstuhl kann nur in ihrer Küche etwas arbeiten. Der schwer nierenkranke Valerij ist arbeitsunfähig und muss jede zweite Woche ins Gebietskrankenhaus nach Kaliningrad zur Dialyse. Den für ihre frühere Landwirtschaft benötigten LKW haben sie verkauft. Sie leben von ihren geringen Renten und vom Lohn ihrer Tochter, die bei ihnen wohnt.
Gemeindeleiterin Maria Lakman hat nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes die von ihr zunächst fortgesetzten Verkaufsfahrten mit Lebensmitteln über die Dörfer nun doch aufgegeben.
Wegen Steuererhöhungen für Kleinunternehmer lohnt sich diese Arbeit nicht mehr. Sie lebt bei ihrem Sohn und dessen Familie am Rand von Kaliningrad.
Eine erfreuliche Nachricht gibt es doch noch: Irina Andrejewa, die Mesnerin der Gemeinde (sie war eine unserer Gäste im Jahr 2005 in Heroldsberg) hat zum zweiten Mal geheiratet und wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden jugendlichen Kindern in dem Haus, dessen Dachrenovierung wir 2007 finanziell unterstützen konnten.

Wie längst angekündigt, wird wieder eine Heroldsberger Gruppe vom 1. bis 12. August unsere russische Partnergemeinde besuchen. Neben einigen, die schon mehrmals dabei waren, werden diesmal ein paar Neulinge, darunter auch das Pfarrerehepaar Firnschild-Steuer, die weite Fahrt in die entlegenen Dörfer wagen.
Besuche in den Familien, ein Busausflug mit Gemeindegliedern in die Gebietshauptstadt mit einem Orgelkonzert im wieder aufgebauten Dom sowie ein Festgottesdienst im Gemeindehaus sind geplant.