Neues aus der Partnergemeinde Saransk

Zwei wichtige Personen
unserer Gemeindepartnerschaft

Nachruf auf Albina Beljaewa
Am 12.4.1932 im nordrussischen Archangelsk geboren, musste Albina schon als Kind mehrere jüngere Geschwister betreuen, weil ihre Mutter nach einem Unfall nur noch zwei Finger hatte. Kriegs- und Nachkriegsjahre waren hart.
Sie durfte aber seit 1950 in Moskau Germanistik studieren, wurde Lehrerin, heiratete den Marineoffizier Viktor Beljaew, zog mit ihm nach Wladiwostok am Pazifik und arbeitete dort, wie auch später in Kaliningrad je 17 Jahre als Deutschlehrerin für Marineoffiziere und wurde Mutter eines Sohnes. Nach ihrer Pensionierung arbeitete sie als Dorfschullehrerin und in ihrem Garten.
Die Öffnung des Kaliningrader Gebiets für Touristen 1991 bot ihr neue Möglichkeiten. So lernten wir sie als Reiseführerin kennen, freundeten uns mit ihr an und trafen sie jährlich wieder, 1994 auch mit unserer Gruppe, als sie uns durch das Museum auf der Kurischen Nehrung führte. Bei der Städtepartnerschaft ihres Wohnortes Selenogradsk mit Pinneberg begleitete sie als Dolmetscherin mehrmals Sportlergruppen und Delegationen zu Hamburgs Nachbarstadt.
Vor unserer ersten Gruppenreise 1996 in die Partnergemeinde Saransk luden wir sie ein, unsere Dolmetscherin zu sein. Vor dem ersten Taufgottesdienst im Forsthausgarten und auch vor den späteren schrieb sie fleißig und schön die russischen Urkunden, auch ihre eigene, und ließ sich von mir taufen. Sie wurde Mitglied der evang.-luth. Gemeinde ihres Wohnortes Zelenogradsk. Seitdem dolmetschte sie einfühlsam in fast jedem Jahr bei unseren Besuchen und Gottesdiensten in unserer Partnergemeinde Saransk und genoss bald das Vertrauen der dortigen Gemeindeglieder. Wir alten und jungen Heroldsberger erfreuten uns nicht nur an ihren hilfreichen Diensten, sondern auch an ihrem Humor, ihrer Sangesfreude und den Erzählungen aus ihrem bewegten Leben. Zwei Mal war sie bei uns zu Besuch, lernte so auch Heroldsberg kennen. Telefonisch waren wir regelmäßig in Kontakt.
Leider verschlimmerten sich in diesem Jahr ihre Herzprobleme. Als ihr auch das von Heroldsberger Spenden bezahlte Medikament nicht mehr half, und die Schmerzen zu schlimm wurden, wagte sie trotz ihres Alters (84) im August eine Bypassoperation, starb aber zwei Wochen später am 7.9. Meine Frau und ich konnten am Schluss unseres Saransk-Besuchs an ihrer Beerdigung teilnehmen. Wir und viele Heroldsberger werden sie nie vergessen.

Pastor W. Michelis 70 Jahre alt
Wladimir Adamowitsch Michelis wurde am 1.12.1946 als dritter Sohn eines 1941 nach Sibirien deportierten wolgadeutschen Ehepaars geboren. Die fromme Mutter betete und sang mit ihren Kindern innerhalb der Familie in deutscher Sprache; das prägte Wladimir als jüngsten Sohn sehr nachhaltig.
Schulzeit und Lehrerstudium erlebte er in der Millionenstadt Kujbyschew (heute wie- der Samara) an der Wolga. Neben seinen Pflichten trieb er, vom Körperbau dafür besonders geeignet, ganzjährig erfolgreich Langlauf. Im August 1970 kam er ins Kaliningrad-Gebiet, arbeitete zuerst als Lehrer, dann, um Anrecht auf eine Wohnung zu bekommen, in einem großen Metallbetrieb, und wurde bald ein wichtiger Sportorganisator in der Region und dem Gebiet. Im strengen Atheismus der Sowjetunion hatte er den christlichen Glauben nur für sich und durch Bibellektüre lebendig halten können. Als aber nach der Öffnung des Gebietes seit 1991 deutsche Pfarrer zu Aufbau und Versorgung evangelischer Gemeinden kamen, wurde Wladimir für sie ein notwendiger und sehr qualifizierter Dolmetscher. Bei diesem Dienst, in intensiven Gesprächen mit den Pfarrern und durch Lektüre theologischer Bücher bildete er sich in den nächsten 6 Jahren theologisch so weit, dass er 1997 durch Erzbischof Prof. Dr. Kretschmar zum Prediger gesegnet und erster russischer Geistlicher im Gebiet wurde. 2002 ordinierte ihn Bischof Springer zum Pastor für die Versorgung mehrerer Gemeinden, darunter auch unserer Partnergemeinde. Er war Dolmetscher bei Synoden in Kaliningrad und in Moskau, Berichterstatter bei kirchlichen Gremien in Deutschland, vertritt noch zeitweise den Propst.
Seit mehreren Jahren betreut er außer Saransk noch zwei andere Gemeinden auf Honorarbasis, um seine kleine Rente aufzubessern. Wir sind dankbar für seinen Dienst und die Freundschaft mit ihm. Für sein begonnenes neue Jahrzehnt wünschen wir ihm Gottes Segen in seinem Dienst und privat mit seiner Frau Natascha in Tschernjachowsk / Insterburg.
Klaus Plorin