Andacht zur Todesstunde Jesu Karfreitag, 30.03. um 14.30 Uhr in St. Matthäus

„Die Gerechten werden weggerafft“
Andacht zur Todesstunde Jesu Karfreitag, 30.03. um 14.30 Uhr in St. Matthäus

Manchmal wurde ich schon gefragt: Warum begehen die Christen den Tod eines einzelnen Menschen so hoch feierlich? Es sterben doch jeden Tag so viele Unschuldige, Kinder und Erwachsene, durch Haß und Gewalt, es gibt so viel Tragik in Millionen von Einzelschicksalen – warum also gerade dieser Eine? Der Bibel ist diese Frage nicht fremd: „Der Gerechte geht zugrunde und niemand ist da, der es zu Herzen nimmt. Und die treuen Männer werden hingerafft und keiner beachtet es. Ja, ob der Bosheit wird der Gerechte hingerafft, der seinen geraden Weg geht. – Sie ruhen auf ihren Lagern, gehen einher in Frieden.“ (Jes. 57,1 – 2)
So klagt im Jesajabuch ein später Prophet in politisch und wirtschaftlich sehr bedrückender Zeit. Vielleicht kannte er auch Psalm 12, in dem beklagt wird, dass die Bösen immer mehr werden und die Frommen („Gerechten“) immer mehr bedrängt. Mag sein, dass die Jüngerschaft Jesu in ihrer Trauer beim Tod Jesu auch an diese Worte gedacht hat. Die christliche Tradition nahm diese Gedanken auf. Neben der Klage fand man Trost in dem Wort, dass die Toten auf ihren Lagern in Frieden ruhen dürfen.
Es war schließlich ein Nürnberger Musiker, Johann Philipp Krieger, der 1686 diesen Trauertext musikalisch gestaltete und auf den Karfreitag bezog. Jesus ist der eine Gerechte. Denn das Schicksal Jesu wird ja vor allem deshalb besonders berichtet, weil seine Jünger ihn später als Auferstandenen erlebt haben. Das hieße doch: Gott lässt seinen Gerechten nicht im Stich. Der Schöpfer der Welt bleibt in seinem Mitleiden mit der Welt und mit Jesus doch der Herr auch unserer Zukunft.
So wird der Karfreitag zum Anlass für eine stille Feier einerseits und gleichzeitig zum Beginn einer großen Hoffnung für die ganze Welt. Die stille Musik Kriegers, die Chor und Musiker aus Heroldsberg und Ziegelstein gestalten, drückt diesen Charakter des Karfreitags aus. Die liturgische Leitung der Feierstunde hat Pfarrerin Melzl.

Franz Peschke