20 Jahre Evang.-luth. Kirchengemeinde Saransk

20 Jahre Evang.-luth. Kirchengemeinde Saransk

Nach der Vertreibung der letzten überlebenden Deutschen aus dem seit 1945 russischen Königsberger / Kaliningrader Gebiet im nördlichen Ostpreußen blieb dieses 42 Jahre lang ein atheistisch gehaltenes Militär-sperrgebiet. Als Gorbatschow 1991 die Sperre aufhob, und die Sowjetunion zerfiel, kamen viele russlanddeutsche Flüchtlinge aus Kasachstan, 1993 auch die vierköpfige Familie Zelenko. Sie begann in der Nähe des früheren Kirchdorfes Laukischken, nun Saransk, sich eine neue Existenz aufzubauen. Gleichzeitig sammelte Lisa Zelenko mit ihrer gewinnenden Art Russlandeutsche zu einer anfangs noch kleinen Evang.-luth. Gemeinde. Seit dem Frühjahr 1994 feierte man die Gottesdienste 14-tägig zuerst in Wohnzimmern mit dem jeweils aus Kaliningrad kommenden Propst Beyer.

Registrierung und großes Wachstum
1995 durfte die Gemeinde ihre Gottesdienste samstags ab 14 Uhr im kahlen Raum der früheren Kirche in Saransk fei- ern, wurde staatlich registriert, Lisa Zelenko als Leiterin eingetragen. Damals begann auch die bis heute bestehende Partnerschaft mit unserer Heroldsberger Kirchengemeinde.
Die fleißigen Zelenkos kauften die Kantine der aufgegebenen Sowchose Nachmimowo als Wohnung, trieben Ackerbau und Viehwirtschaft auf Pachtland und eröffneten einen kleinen Lebensmittelladen. Hier konnten nun auch humanitä- re Hilfsgüter aus Deutschland gesammelt und an viele Not leidende Gemeindeglieder und andere verteilt werden. Bei ihren Verkaufsfahrten hielt Lisa regelmäßig auch seelsorgerliche Kontakte zu den in 17 Dörfern weit verstreut wohnenden Evangelischen. So wuchs die Gemeinde in den nächsten Jahren bis auf 90 Familien und wurde damit zahlenmäßig und in räumlicher Ausdehnung die größte Landgemeinde der Propstei Kaliningrad.
Weil aber in der Kirche von Saransk gleich nach den Gottesdiensten die Dorfjugend ihre Diskothek veranstaltete, was immer wieder zu Konflikten führte, musste die Gemeinde seit 1996 für ihre Gottesdienste den wegen zugemauerter Fenster düsteren Saal des früheren Gasthauses Tollkühn in Iljitschowo mieten. Weil es im Gebiet der Propstei noch kaum russische Theologen gab, kamen als Prediger deutsche Pfarrer aus Kaliningrad. Festgottesdienste während der Besuche unserer Heroldsberger Partnergruppen wurden im Saal des Kulturhauses von Nachimowo gefeiert.

Ein schönes Gemeindehaus
Als überraschendes Geschenk an die Gemeinde ließ der alte Ostpreuße Hans Karalus auf dem Gelände der von ihm ein- gerichteten Schreinerei Sebold im kleinen Dorf Lomonossowka nahe Saransk ein Gemeindehaus errichten, das im April 2001 eingeweiht werden konnte. Finanziert war es von mehreren Spendern, auch aus Heroldsberg und von der Gemeinschaft ev. Ostpreußen. Ein großer, heller Saal für Gottesdienste und Feiern, zwei Nebenräume, eine große Küche und WCs. Das alles beflügelte das Gemeindeleben erfreulich. Zu einem Kindertag kamen z.B. über 40 Kinder.

Auswanderungen schwächten die Gemeinde
Aus Neid oder um Schutzgeld zu erpressen, wurde im Sommer 2002 der Stall von Zelenkos durch ein Feuer zerstört, Kühe wurden gestohlen, und bei der Polizei verschwanden wichtige Dokumente. Im Frühjahr 2003 flohen Zelenkos vor weiteren Bedrohungen nach Deutschland. Lisas Nachfolger als Leiter der Gemeinde wurde bis zu seinem frühen Tod Wladimir Lakman. Er konnte die Erosion der Gemeinde nicht verhindern; viele sahen hier keine gute Zukunft mehr, zogen nach Kaliningrad, wanderten nach Deutschland aus. Die Gemeinde schmolz allmählich um zwei Drittel.

Pastor Michelis zuständig
Immerhin ist seit 2003 der russlanddeutsche Pastor Wladimir Michelis neben 5 anderen Gemeinden auch für Saransk zuständig und hat durch seine guten Predigten und Hausbesuche das Vertrauen der Gemeinde gewonnen. Leider kann seit September 2010 das Gemeindehaus nicht mehr benutzt werden, weil der ausgewanderte Besitzer des Gesamtgrundstücks wegen Streits mit dem Pächter der Schreinerei Strom und Wasser sperren ließ. Nun besuchen einige im Westen der Gemeinde die Gottesdienste in Turgenjewo, der größere Teil feiert mit Pastor Michelis alle 14
Tage Gottesdienst in der Wohnküche von Vera Frisen in Sosnovka ganz im Osten des Gemeindegebietes. Diese treue Restgemeinde hält nun ganz vertrauensvoll zusammen.

Jährliche Besucher aus Heroldsberg
Zur diesjährigen Fahrt nach Saransk vom 11. bis 19. Juni (Pfingstferien) in mehreren PKW laden wir nochmals herzlich ein.
Alle Informationen dazu bekommen Sie gerne bei Ehepaar Plorin. Rufen Sie doch einfach mal an! Tel. 0911 / 57 00 50
Klaus Plorin